Wohl jeder hat es schon gesehen: Immer mehr Menschen tragen freiwillig Masken vor dem Nasen- und Mundbereich, ob beim Einkaufen, in Bus und Bahn oder beim Spaziergehen. In Österreich und Jena ist das Tragen einer Nasen- und Mundbedeckung bereits Pflicht. Aktuell eine Nasen-Mund-Maske zu kaufen, ist aufgrund der hohen Nachfrage jedoch nicht ganz einfach. Aber an dieser Stelle zeigt sich, dass die Corona-Pandemie auch vielfach Positives zum Vorschein bringt: Mehr denn je spürt man Solidarität in der Bevölkerung – so natürlich auch in Mönchengladbach. Vielerorts in der Stadt werden fleißig Stoffmasken genäht. Und nicht nur Bürger und Bürgerinnen sind aktiv – auch Mönchengladbacher Unternehmen kooperieren und gehen neue Wege.
Private Nähinitiativen versorgen Pflegeeinrichtungen, Arztpraxen und Familie und Freunde mit den selbstgenähten Stoffmasken. Wichtig zu betonen: Diese entsprechen nicht den medizinischen Standards, denn zur Versorgung des medizinischen Personals bedarf es Atemmasken mit Filterfunktion (FFP 2 und FFP 3) – aber sie überbrücken behelfsweise die Zeit, bis der Nachschub die Einrichtungen, Praxen und Krankenhäuser erreicht. Die Bundesregierung setzt sich für eine zentrale Beschaffung der medizinischen Atemschutzmasken ein. Erst kürzlich sind in Hamburg vier Millionen Atemschutzmasken per Flugzeug aus China angekommen, welche nun an die Gesundheitsbehörden in Deutschland, Frankreich, Großbritannien und Spanien verteilt werden.
Eine neue Kooperation zwischen Nachbarn im Nordpark gibt es beispielsweise zwischen der MAXMO Apotheke und dem Mönchengladbacher Textilunternehmen Van Laack. Es werden waschbare Jersey-Masken produziert. Diese sind in allen MAXMO Apotheken für 5,50 € das Stück erhältlich. Auch Startups sind in das Thema eingestiegen: So ist beispielsweise auch Mano nella Mano, eine Ausgründung von Hephata, im Bereich Stoffmasken-Nähen unterwegs. In erster Linie wird für die Stiftung Hephata genäht, aber es gibt auch Anfragen von anderen Firmen. Die Masken werden aus vielfach gewaschener Baumwollbettwäsche gefertigt und sind bedruckt mit bunten und fröhlichen Motiven. „Sie sind nicht nach Krankenhaus-Norm genäht und dienen vor allem der psychologischen Unterstützung“, sagt Elke Ipp von Mano nella Mano. Und auch im Haus der Braut werden dieser Tage Abdeckungen für Mund und Nase genäht. „Das soll helfen, den Arbeitsplatz meiner beiden Näherinnen zu sichern und eine kleine Hilfe für meine Facebook-Freunde sein, denn im Handel sind wiederverwendbare Abdeckungen aktuell nicht verfügbar, und nicht jeder kann gut nähen und kommt an die richtigen Stoffe und Gummibänder“, sagt Inhaberin Sabine Kuch.
Eine wiederverwendbare textile Mund-Nasen-Abdeckung „made in Europe“ hat der am Rönneterring ansässige Textil-Lieferant Rütex entwickelt. „Mit Begeisterung und Verantwortung sind wir seit über 30 Jahren im nationalen und internationalen Garngeschäft tätig. Was liegt da näher, als unsere Erfahrungen auch in die Entwicklung einer textilen Mundmaske einzubringen?“, sagt Geschäftsführer Knut Rütters. Die Produkte sind nicht zertifiziert und nicht medizinisch oder anderweitig geprüft.
Radio 90,1 bietet auf seiner Seite eine Übersicht über weitere Nähgemeinschaften in der Stadt. Wo sonst die Kostüme für die Darsteller des Theaters Krefeld/Mönchengladbach entstehen, werden nun in Kooperation mit dem Krefelder Verein „Die Wiege“ aus Spenden oder Stoffvorräten des Theaters Stoffmasken für Pflegeeinrichtungen genäht. Schon weit über 600 Behelfs-Masken wurden so genäht. In Absprache mit der Feuerwehr werden die fertigen Masken zuerst an ambulante Pflegedienste, dann an Altenheime und danach an die Bevölkerung abgeben.
Wer auch noch freiwillig helfen will, kann sich über die Übersicht der Radio 90,1 Seite-bei den Nähgemeinschaften melden (https://www.radio901.de/artikel/initiativen-stellen-stoffmasken-her-551555.html):
- Karin Meincke, Vorstand des Vereins Die Wiege e.V. Kontakt: info@karinmeincke.de – bitte nur noch freiwillige Näher*Innen!
- Nähgemeinschaft Bettrath/ Neuwerk – Martina Küsters
- Nähgemeinschaft Rabbithole – Ngoc Nga Lam oder Nikitas Wonderland
Das Engagement der Bürger ist so beachtlich, dass das Krankenhaus Neuwerk eine groß angelegte Aktion ins Leben gerufen hat. Jeder, der Masken näht und gerne helfen möchte, kann sich telefonisch unter der Hotline 02131 529 79112 melden. Das Krankenhaus koordiniert dann die Verteilung der Masken für die Einrichtungen.
Wichtig für die engagierten Maskennäher ist die Bezeichnung. So dürfen die selbstgemachten Masken keinesfalls als Atemschutzmasken deklariert werden, da dieser Begriff ausschließlich für das medizinische Material vorbehalten ist. Allgemein ist zu empfehlen, auf den Begriff „Schutz“ komplett zu verzichten und die selbstgenähten Masken als „Mundbedeckung, Behelfs- oder Stoffmaske“ zu bezeichnen. Andernfalls drohen Abmahnungen und sogar Straf- und Bußgelder.
Keinesfalls ist diese Übersicht abschließend zu betrachten. Es gibt in Mönchengladbach durchaus noch mehr Kooperationen, private Initiativen und weiteres Engagement in Zeiten der Corona-Krise. Alles im Zeichen der Solidarität und der Suche nach neuen Möglichkeiten, um Produktionskapazitäten, die aktuell nicht wie gewohnt genutzt werden können, anderweitig auszulasten.