Der Inhaber der Eventagentur 2increase, Lars Thierling, plant und entwickelt seit 2003 Veranstaltungen für seine Kunden mit den Schwerpunkten Wassersport und Freizeit. Er und sein Team waren mit Leib und Seele deutschlandweit unterwegs, um Menschen von einem Thema oder einem Produkt zu begeistern. Dann hat Corona die gesamte Branche praktisch über Nacht bis heute lahmgelegt.

Herr Thierling, seit dem vergangenen Jahr hat Corona die Welt verändert. Wie war Ihr 2020 im Rückblick?

Die gesamte Veranstaltungsbranche hat es hart getroffen. Trotz guter Konzepte wurden wir alle von jetzt auf gleich praktisch arbeitslos, denn es gab keine oder kaum Möglichkeiten, Veranstaltungen unter den auferlegten Vorgaben durchzuführen. Nach dem ersten Lockdown lief es im Sommer dann glücklicherweise etwas besser, da wir – und andere Veranstalter – mit guten Konzepten und den leichten Lockerungen ein paar kleinere Projekte umsetzen konnten. Doch im Herbst kam dann der zweite Lockdown, und aufgrund der Planungsunsicherheit haben selbst Kunden, die mit uns arbeiten wollen, gar keine Möglichkeit, Projekte sinnvoll mit uns umzusetzen.

Was ging Ihnen als erstes durch den Kopf – und wie haben Sie in der Krise reagiert?

Ich wollte meine Selbstständigkeit, meinen Traumjob, auf keinen Fall aufgeben, und so musste ich alle Möglichkeiten in Betracht ziehen, wie wir weitermachen können, um den Laden am Laufen zu halten und natürlich auch die Lebenshaltungskosten abzusichern. So haben wir im ersten Schritt alle unnötigen Kosten eliminiert und unsere Kunden/Netzwerke informiert. Wir bekamen dann auch Feedback und kleinere Aufträge, die uns über Wasser hielten. Über den Winter hinweg habe ich im Gesundheitsamt als Fahrer ausgeholfen oder Burger vom Rabbithole ausgeliefert. Gerade so viel, um alle Kosten auffangen zu können, denn der normale Betrieb lief ja weiter. Im Winter planen wir unsere Projekte für den darauffolgenden Sommer, und wenn wir das nicht tun, haben wir überhaupt keine Chancen auf eine Umsetzung. So hatte ich locker das doppelte Arbeitspensum – allerdings bei weitaus geringeren Einnahmen. Fakt ist jedoch, dass ich immer positiv denke und die Hoffnung habe, dass wir zeitnah – sprich: im kommenden Jahr – wieder unsere Projekte umsetzen können.

Seit dem ersten Lockdown sind praktisch zwölf Monate ins Land gegangen – wie haben Sie die Zeit für sich und Ihr Business genutzt?

Es steht und stand für mich nie zur Debatte, das Kerngeschäft aufzugeben. Ich liebe und lebe für den Job. Vielmehr habe ich überlegt, wie ich meine Kompetenzen weiter ausbauen kann. Und da einer unserer Schwerpunkte im Bereich Wassersport liegt und wir schon einige Projekte umgesetzt haben, war es naheliegend, diesen Bereich auszubauen: Stand Up Paddling (SUP) ist eine ideale Freizeitaktivität, wenn man zum einen grundsätzlich nicht viel unternehmen kann oder darf und man auf Abstand achten muss – denn auf dem Wasser muss man immer mindestens eine Paddellänge (= zwei Meter) Abstand zum Nächsten wahren. Nachdem ich mit dem Hariksee den richtigen Ort „vor der Haustür“ gefunden hatte, konnte ich im letzten Jahr die ersten Tests machen. Dies hat sehr gut funktioniert, und somit konnte ich über den Winter hinweg unser Konzept in dieser Richtung weiter ausarbeiten und so aufstellen, dass es langfristig funktionieren wird.

Die Krise als Chance – wie sehen Ihre konkreten Pläne 2021+ aus?

Als SUP-Instruktor des Deutschen Stand Up Paddle Verbandes (GSUPA) biete ich am Hariksee SUP-Kurse für Einsteiger und Fortgeschrittene an. Hierbei lernen die Teilnehmer/innen neben dem theoretischen Basiswissen, Naturschutz, etc. sowohl die ersten Schritte auf dem Wasser als auch die technische Verfeinerung kennen. Mit den Kursteilnehmern, die „mehr“ sehen wollen, mache ich geführte Touren. Das biete ich sogar europaweit in Städten mit einer guten Wasserstraßen-Infrastruktur an, sobald dies wieder erlaubt ist. Das bedeutet dann für die Teilnehmer: Sightseeing vom Wasser aus inklusive Fitnessprogramm. Ein weiterer Schwerpunkt werden in diesem Jahr Gruppen- und Teambuildingkurse sein: Nach nicht stattgefundenen Weihnachtsfeiern, Mannschaftsfahrten oder Geburtstagsfeiern wollen die Menschen wieder etwas gemeinsam machen. Wir bieten dieses „Gemeinsam“ an – und zwar mit Abstand vor der Haustüre. Für Gruppen haben wir vor Ort auch die Möglichkeit, alle „Nicht-Wasserratten“ trockenen Fußes zu beschäftigen, denn das Freizeitangebot rund um unseren SUP-Point ist sehr umfangreich. Unser Angebot wird auch für Firmen und Vereine interessant sein, denn wir können individuell auf die Wünsche der Kunden eingehen und allen Gruppen trotz der aktuellen Situation ein sicheres Erlebnis ermöglichen. Hier bin ich mir auch ganz sicher, dass alle Teams, die sich monatelang nur im Homeoffice über Videokonferenzen gesehen haben, einen großen Nachholbedarf haben werden.

 Corona außen vor – was lieben Sie an Ihrer Selbstständigkeit?

Ich liebe es, dass ich Sachen bewegen kann. Entweder, weil wir eines unserer Konzepte oder die Idee des Kunden in die Realität umsetzen. Am Ende sieht man ein Ergebnis, mit dem wir immer vielen Menschen ein tolles Erlebnis ermöglichen. Zudem kann ich selbst entscheiden, mit wem ich wo und wie zusammenarbeiten möchte. Es besteht ein sehr partnerschaftliches Verhältnis zu all unseren – teils langjährigen – Kunden. Das macht die Arbeit unkompliziert, und vor allem macht die Zusammenarbeit viel Spaß, was man letztendlich auch in den Ergebnissen sehen kann.

Chris Wiedenhoff (https://communicationcy.de) führte das Interview mit Lars Thierling.

Mehr Infos: https://paddeln-macht-spass.de/.

Foto: Corona-konforme Stand-Up-Paddle-Gruppe auf dem Hariksee. ((C) Lars Thierling / Paddeln macht Spaß)