Diskussionsrunde mit Patrick Dörr (Nellen & Quack) und Gunnar Gburek (TimoCom) zu „Plattformökonomie im Frachtenmanagement“
Disruptive Geschäftsmodelle, Blockchain und Innovationen der Intralogistik
Die Zukunft der Logistik wird durch neue Technologien bestimmt. Das 14. Logistikforum im Borussia-Park zeigte eindrucksvoll auf, wie neue Technologien die Lieferkette verändern werden. Über 200 Teilnehmer informierten sich beim Branchentreff – ausgerichtet von der Gladbacher Logistikinitiative LOG4MG in Kooperation mit der Bundesvereinigung Logistik (BVL) – über „Innovationen in der Logistik“. Begleitend zur Vortragsreihe stellten sich rund 20 Unternehmen und Institutionen im Rahmen einer Ausstellung vor.
„Das Interesse ist ungebrochen groß. Die Anzahl der begleitenden Aussteller konnten wir in diesem Jahr noch einmal erhöhen“, zeigt sich Daniel Dieker, bei der Wirtschaftsförderung Mönchengladbach Projektmanager für die Logistik, zufrieden. Mönchengladbach sei ein „Hot Spot“ für Logistik, das Logistikforum ein Aushängeschild. Auch Horst Neller, Sprecher der BVL-Regionalgruppe Ruhr, zog ein positives Fazit: „Das Logistik-Forum ist am Puls der Zeit. Der Branche stehen einschneidende Veränderungen bevor. Die Teilnehmer haben heute einen komprimierten Überblick über zahlreiche neue Technologien erhalten.“
Drohnen, die wie von Geisterhand gesteuert jede Nacht eine Inventur durchführen, Schuhe, die mit einem 3D-Drucker individualisiert und in wenigen Stunden produziert und versendet werden oder eine digitale Lieferkette in Echtzeit – die Welt der Logistik verändert sich rasant, weil sich Warenfluss, Produktionsmöglichkeiten und Technologien verändern. Die Referenten gaben in kurzen Impulsvorträgen eine gute Übersicht, wie die Zukunft der Wertschöpfung entlang der Supply Chain aussehen wird.
Trends in der Textillogistik
Entwicklungen und Trends in der Textillogistik zeigte Prof. Dr Markus Muschkiet auf. Muschkiet leitet das neue Center Textillogistik an der Hochschule Niederrhein, das in Kooperation mit dem Fraunhofer-Institut für Materialfluss und Logistik IML gegründet wurde. Inhaltlich soll es im Forschungszentrum um die Optimierung von Logistikprozessen für Unternehmen der Textilindustrie gehen. „Logistik ist in der Textilbranche ein entscheidender Erfolgsfaktor. Das hat unter anderem mit schnellen Saisonwechseln, der hohen Importquote, Retouren im Online-Handel sowie einer Vielzahl weiterer Aspekte zu tun.“ Der Experte fasste die Trends zusammen: beispielsweise die Verknüpfung von stationärem Handel und E-Commerce, ein verbesserter Service und mehr Transparenz für Kunden durch digitale Umkleidekabinen und der RFID-Einsatz entlang der gesamten Supply Chain mit den daraus resultierenden Möglichkeiten der Echtzeiterfassung.
Ein „digitaler Zwilling“ für die Logistik
Digitale Kopien physischer Objekte oder Prozesse, so genannte „Digital Twins“, werden zukünftig ein wesentlicher Baustein der intelligenten Digitalisierung sein. Was das heißt, stellte Dr. Götz Wehberg von der Deloitte GmbH vor. Der „digitale Zwilling“ ermöglicht eine Simulation verschiedener Ansätze und verdeutlicht Vor- und Nachteile bestimmter Entscheidungen. Die Sensorik und Vernetzung sind Grundvoraussetzungen für das Digital Twin-Prinzip. Sie ermöglichen die komplette Steuerung und Überwachung der realen „Gegenstücke“. Digital Twins liefern nicht nur Daten über den aktuellen Betriebszustand eines physikalischen Objektes, sondern ermöglichen auch Prognosen zu künftigen Ereignissen. „Digital Twins können die digitale Transformation voranbringen und sorgen für mehr Effizienz und Transparenz im Arbeitsalltag“, so Wehberg.
Zukunft „Blockchain“
Blockchain ist ein wichtiges Puzzleteil im Bereich der Digitalisierung. Spätestens seit dem Bitcoin-Hype im letzten Jahr ist die „Blockchain“-Technologie, also die erweiterbare Liste von Datensätzen, die mittels kryptographischer Verfahren miteinander verkettet werden, vielen Unternehmern bekannt. „Blockchain hat das Potenzial, Dinge zu verändern wie einst das Internet“, erklärt Referent Dr. Ulrich Franke. Blockchain würde eine Bank als „Mittler“ zwischen Dienstleister/Produzent und Kunde überflüssig machen. Diese Technologie sei disruptiv und werde die Arbeitswelt grundlegend verändern, da gespeicherte Daten nicht gelöscht oder verändern werden können. Blockchain bietet eine gemeinsame, offene, transparente und manipulationsfreie Datenbasis, die keine zentrale Autorität mehr benötigt. Sie ermöglicht ein absolut sicheres Dokumenten-Management. Jede einzelne Transaktion erhält einen Zeitstempel und wird mit der vorangegangenen verknüpft. Mit einem besseren Daten-Handling erhöht sich der Grad der Prozessautomatisierung. Das reduziert Kosten. Franke wies auf computergesteuerte Transaktionsprotokolle hin, die Vertragsbedingungen sicher und autonom ausführen. Das „Micro Payment“ ermöglicht Transaktionen im Cent-Bereich. „Zum Beispiel könnte jeder gefahrene Kilometer präzise und autonom abgerechnet werden“, so der Referent.
Weitere Lösungen und Technologien
In weiteren Vorträgen berichtete Dr. Albert Thienel über das digitale Transformationsmanagement. Gunnar Gburek (TimoCom) und Patrick Dörr (Nellen & Quack) diskutierten über Plattformökonomie im Frachtenmanagement. Tim Klauke von der ForkOn GmbH informierte über das „Predictive Maintenance“ im Staplerflottemanagement – so können Staplerflottenkosten um bis zu 35% gesenkt werden. Weitere Lösungen und Technologien wurden von Peter Bimmermann (AutoStore System GmbH – Erhöhung der Effizienz in der Intralogistik, einfacher Einstieg in skalierbare Automatisierung) und Sascha Kaczmarek (MotionMiners – Analyse und Optimierung händischer Prozesse) vorgestellt.