Blickpunkt Im Gespräch mit Ex-Fußballprofi und Start-up-Unternehmer Marcell Jansen „Geld alleine reicht nicht – man muss Zeit investieren!“ Ein Gründer, der gleichzeitig auch Investor ist: Der ehemalige Borussen-Profi und Nationalspieler Marcell Jansen weiß, dass er als Gründer privilegiert ist. Nichtsdestotrotz beteiligt sich der 33-Jährige gezielt an Start-ups und kümmert sich um Vertrieb und Marketing. Bei der Gründerwoche in Mönchengladbach war er als Keynote-Speaker mit dabei. Herr Jansen, mit 29 Jahren haben Sie Ihre Fußballschuhe an den Nagel gehängt, um Unternehmer zu werden. Warum? Welche Rolle übernehmen Sie bei den Start-ups? Marcell Jansen: Fußball ist meine Leidenschaft, aber es gibt auch ein Leben danach. Es gibt viele Gründe, warum eine Fußballkarriere auch vorzeitig beendet werden muss, daher habe ich mir bereits während meiner aktiven Zeit parallel etwas aufgebaut. Ich habe mich bewusst dafür entschieden, nicht nur zu investieren, sondern auch zu gründen. Warum? Weil man als Unternehmer aktiv etwas bewegen und verbessern kann. Für mich als Fußballer waren die Themen Ernährung und Ge- sundheit ganz wichtig. Ich habe Einlagen tragen müssen und außer- dem eine Lebensmittelunverträglichkeit. Dann habe ich mir gedacht: Das sind Bereiche, wo es entsprechende Angebote geben muss. Was kann man vielleicht besser machen? Und so sind die Unternehmen S‘tatics und Gymjunkie sowie die Systemgastronomie Ben Green entstanden. Das Ben-Green-Food-Konzept haben Sie mit TV-Koch Steffen Henssler entwickelt. Ist es für einen Gründer von Vorteil, wenn man prominent ist? Auf jeden Fall. Man kommt als Fußballprofi und National- spieler mit vielen Menschen ins Gespräch. In den USA habe ich Menschen getrof- fen, die im Fitnessbereich viel Knowhow gesammelt haben. Steffen Henssler habe ich ge- fragt, welche Möglichkeiten es gibt, proteinreiche, laktose- freie, aber gleichzeitig auch frische und schnelle Gerich- te anzubieten. Ich bin der Vertriebler und für das Marketing zuständig. Das ope- rative Tagesgeschäft führen meine Partner. Ich bin ein Teamplayer. Teamgeist ist für mich ganz wichtig. Man gewinnt und verliert im- mer im Team. Gab es auch Niederlagen? Ja, nicht nur in sportlicher Hinsicht. Scheitern gehört dazu. Jede Unternehmensgründung ist ein Risiko, und glauben Sie mir: Auch meine finanziellen Ressourcen sind nicht unendlich! Auch wir haben Geld verbrannt. Mir ist aber egal, was andere Leute denken. Ent- scheidend ist, dass man nach einer Niederlage wieder aufsteht und weitermacht. Wer scheitert, lernt dazu. Leider wird der Prozess des Scheiterns in Deutschland anders wahrgenommen als in Amerika. Was haben Sie als Unternehmer gelernt? Wenn etwas nicht funktioniert, muss man Dinge auch abhaken kön- nen. Loslassen war für mich ein Problem. Und ich habe gelernt, dass Geld alleine nicht reicht. Man muss Geduld haben und viel Zeit in- vestieren. Ein „Schnell, Schnell“ gibt es im Business nicht. Investieren Sie weiter in Start-ups? Ehrlich gesagt sind wir momentan voll ausgelastet. Mit Henssler sind wir gerade dabei, eine zweite Filiale in Hamburg zu eröffnen. Aber grundsätzlich sind Start-ups für mich immer interessant. Sie müssen für mich nur einen direkten Bezug zu meinem Umfeld ha- ben. Und das Thema Fußball? Können Sie sich eine aktive Rolle im Bundesligageschäft vorstellen? Zum Beispiel als Sportdirektor? Darüber habe ich mir noch keine Gedanken gemacht. Aber Fußball ist meine Leidenschaft, insofern kann ich mir auch hier eine Zukunft vorstellen. Vielleicht auch eine Zukunft in Mönchengladbach? Mönchengladbach ist meine Heimat. Ich finde es sensationell, wie sich die Stadt und auch Borussia in den letzten Jahren ent- wickelt hat. Aber Hamburg ist mein Zuhause. Ich konzentriere mich auf meine Arbeit im Aufsichtsrat des HSV. Wir wollen so schnell wie möglich wieder in die erste Liga. www.wfmg.de