Welche Vorteile seht ihr als Gründer in der Selbstständigkeit?

Nur in der Selbstständigkeit gibt es komplette Entscheidungsfreiheit – wir bezeichnen uns selbst inzwischen als nicht mehr einstellbar, da wir mehrere Jahre frei entscheiden konnten, wann und an was wir arbeiten. Sich nun den Strukturen eines anderen Unternehmens unterzuordnen, würde uns sehr schwer fallen und uns unserer Kreativität berauben. Beyond Code hat im Gegensatz zu vielen Konzernen einen sehr langfristig orientierten Fokus. Wir überlegen uns bei jedem Schritt, welche Auswirkung dieser in 1, 2, 5 und 10 Jahren wird und ob uns das nach heutiger Annahme zufriedener machen wird. Wir lehnen beispielsweise mehr als 90% aller Anfragen für Projekte ab und verzichten somit auf kurzfristigen Profit, damit wir mehr Zeit haben, uns um unser eigenes Unternehmen zu kümmern.

Was war euer schwerster Moment als Gründer?

Tatsächlich war für uns der Schritt aus einer Festanstellung zum eigenen Unternehmen der schwierigste. Deutschland hat kein ausgeprägtes Unternehmerdenken, und die meisten Menschen setzen auf die vermeintliche Sicherheits eines Jobs für jemand anderen – dieses Mindset zu verlassen war unsere größte Hürde.

Was würdet ihr einem Gründerneuling raten?

Ein eigenes Unternehmen bedeutet Verantwortung – und diese beginnt bei der eigenen Absicherung. Wir legen seit unserer Gründung einen hohen Fokus auf den Aufbau von Rücklagen und damit auf ein umfangreiches Sicherheitsnetz, welches es uns inzwischen ermöglicht, bis zu einem Jahr weiter unsere Gehälter zu zahlen, auch wenn wir keine wesentlichen Einnahmen haben. Dieses Polster haben wir schrittweise über mehrere Jahre aufgebaut und es ermöglicht uns nun risikoreich in neue Produktideen zu investieren – schlägt eine Idee fehl, können wir dies ohne finanzielle Sorgen verkraften und uns auf das nächste Projekt stürzen. Vor der eigentlichen Gründung haben wir unsere persönlichen Worst-Case-Szenarios beleuchtet, mit denen wir konfrontiert werden, falls unser Unternehmen es nicht schafft. Da wir branchenbedingt keine hohen Investitionen tätigen mussten und wir als Softwareentwickler mit einem weltweiten Netzwerk selbst während einer Pandemie jederzeit einen neuen Job finden können, der zumindest unsere eigenen Ausgaben deckt, sind wir das Risiko eingegangen.

Welche Idee verbirgt sich hinter eurem Firmennamen?

Als Nerds war uns von Beginn an klar, dass wir dazu einen Bezug herstellen wollten – jedoch sind wir nicht nur Code-Nerds, sondern weiten diesen Begriff auch auf Unternehmertum aus. Wir haben daher unsere Wurzeln im Code, der sowohl unser schlagkräftigstes Werkzeug als auch unsere Leidenschaft ist, jedoch denken wir uns weit darüber hinaus: Beyond Code.

Was macht eure Idee so einzigartig?

Wir glauben an viele kleinere Ideen, anstatt alles auf eine große Idee zu setzen. Dies minimiert unser finanzielles Risiko und erlaubt uns auch riskante und innovative Ideen auszuprobieren. Windy – unser neuestes Produkt (https://usewindy.com) – hat Marcel in weniger als einer Woche als Prototyp und aus Neugier entwickelt. Da wir einen Prozess haben, wie aus so einem Prototyp ein verkaufbares Produkt wird, konnten wir es bereits nach weniger als zwei Wochen verkaufen – und haben das im ersten Monat auch fast 1.000 Mal getan. Wir können nun den Gewinn aus dem ersten Monat nutzen und diesen bei unserem Team aus Freiberuflern investieren. Aktuell arbeiten ein Logodesigner, ein Texter, ein Designer und eine Programmiererin an der neuen Webseite, während wir uns um die nächste Version des Produktes selbst kümmern können. Diesen Prozess und unsere bestehende technische und organisatorische Infrastruktur nutzen wir bei allen Ideen und finden so sehr schnell heraus, welche Produkte gut ankommen und welche wir nicht weiterzuverfolgen brauchen. Meist reicht schon ein Tweet mit einem Screenshot oder einem kleinen Video an Marcels Follower auf Twitter, und wir können diese Entscheidung treffen.

Beyond Code ist ein Remote-first-Unternehmen – daher fällt die Wahl des Standortes mit dem Wohnsitz desjenigen zusammen, der sich hauptsächlich um administrative Dinge kümmert. Da Sebastian in Mönchengladbach wohnt, zahlen wir unsere Steuern aktuell hier.