Die Geschichte
Wir haben maerry im Juni 2023 in Mönchengladbach gegründet. Zur damaligen Zeit befand sich Anna quasi in den letzten Zügen ihres Rechtsreferendariats und absolvierte die 10-monatige Anwaltsstation in Maikes auf das Familienrecht spezialisierter Rechtsanwaltskanzlei in Mönchengladbach-Rheydt. Die beiden hatten sich vorher schon über Instagram kennengelernt und teilten die Begeisterung fürs Familienrecht. Schnell wurde klar, dass Anna und Maike sich nicht nur für Jura, sondern auch für Digitalisierung begeistern konnten. In der anwaltlichen Praxis stellen sich tagtäglich dieselben Fragestellungen und Schwierigkeiten, die es zu lösen gilt. Nur selten wird dabei die gesetzliche Regelung den heutigen Lebensverhältnissen in Beziehungen bzw. Ehen gerecht. Durch Eheverträge und Scheidungsfolgenvereinbarungen können zwar die im Rahmen einer Scheidung zu klärenden Folgesachen, die oft jahrelange Rosenkriege nach sich ziehen, effizient geregelt werden. Aber viele Menschen schrecken vor dem Thema „Ehevertrag“ immer noch zurück. Dieses Problem haben wir erkannt und überlegt, wie man mehr Menschen für das Thema „Eheverträge“ bzw. finanzielle Absicherung in oder nach Beziehungen begeistern kann.
Wir sind den Ursachen für die Ehevertrags-Trägheit auf den Grund gegangen und haben festgestellt: Das Hauptargument gegen einen Ehevertrag sind die hohen Kosten, die mit Erstellung und Beurkundung auf die Beteiligten zukommen. Für Anwalts- und Notarvergütung fallen oft mehrere Tausend Euro an, die die Heiratswilligen lieber in das Hochzeitskleid, die Hochzeitstorte und ausschweifende Feierlichkeiten investieren, anstatt ihre Beziehung langfristig rechtlich abzusichern und im Falle einer Trennung lang dauernde Gerichtsverfahren zu vermeiden.
Gemeinsam haben wir uns Gedanken darüber gemacht, wie man hier Abhilfe schaffen kann – denn uns ist klar: In Zeiten der häufig nicht gerecht verteilten Carearbeit ist ein Ehevertrag ein Must-have, um insbesondere Frauen im Fall von Trennung und Scheidung finanziell abzusichern, die wegen Kindererziehungszeiten häufig schlechter dastehen und hierdurch einen Karriereknick erleiden. Für eine Beziehung auf Augenhöhe sollte es im Interesse der Beteiligten liegen, hier für den Trennungsfall faire Regelungen zu schaffen, die das BGB mit seiner Standardregelung des Güterstands der Zugewinngemeinschaft aus dem 19. Jahrhundert leider nur in den seltensten Fällen abbildet.
Schnell war uns als sowieso schon technikbegeisterten KI-Fans klar, dass eine App her muss, die das ganze Prozedere für alle Beteiligten so angenehm und einfach wie möglich macht. Die Idee von maerry war geboren!
Gründerinnen sein
Welche Vorteile seht ihr als Gründerinnen in der Selbstständigkeit?
Die Selbständigkeit bietet maximale Flexibilität und eröffnet Möglichkeiten, die im Angestelltenverhältnis nicht möglich wären. Maike als alleinerziehende Mutter war bereits neben dem Jurastudium in ihrem ursprünglich erlernten Beruf als Kosmetikerin selbstständig. Ihr war bereits im Studium klar, dass sie sich danach sofort als Anwältin selbständig machen möchte. Sie ist seit nunmehr über 20 Jahren selbständig tätig, davon bereits fünf Jahre mit ihrer eigenen Kanzlei mit sechs Mitarbeiterinnen.
Auch Anna war bereits neben dem Studium der Rechtswissenschaften als Autorin selbständig und hat den ersten und einzigen laienfreundlichen Ratgeber zum Thema Eheverträge herausgegeben. Beide Gründerinnen schätzen die Freiheiten der Selbständigkeit. Auch Anna arbeitet als selbständige Rechtsanwältin mit Spezialisierung im Familienrecht in ihrer Kanzlei in Kaarst – und zwar bundesweit. Aber eigentlich arbeiten wir von überall, denn unsere Kanzleien sind vollständig digitalisiert. Wir können theoretisch auch aus der Karibik arbeiten und wir lieben es. Auf diesen Luxus möchten wir nicht verzichten.
Was war euer schwerster Moment als Gründerin?
Unser bisher schwerster Moment war, als wir unseren ersten Pitch bei einem Start-up-Inkubator hatten. Trotz bestmöglicher Vorbereitung und einem richtig guten Gefühl erhielten wir eine Absage. Wir haben es uns auch sehr viel leichter vorgestellt, Investoren für unsere Idee zu begeistern.
Mittlerweile haben wir aber festgestellt, dass wir einfach noch nicht die richtigen Leute getroffen haben. Wir bauen aktuell unser Netzwerk aus, denn ohne Networking geht es nicht. Das ist neben zwei sehr gut laufenden Kanzleien und der Betreuung eines Kleinkindes manchmal gar nicht so einfach. Vereinbarkeit ist manchmal eben doch nicht so einfach, wie es für Außenstehende erscheint. Wir haben bereits viele interessante Menschen kennengelernt, die von maerry genauso begeistert sind, wie es bei uns der Fall ist. Wir sind überzeugt, dass wir durch Networking sowohl online als auch offline langfristig tolle Synergieeffekte nutzen können.
Was würdet ihr einem Gründerneuling raten?
Auch wenn Jura – unserer Meinung nach völlig zu Unrecht – den Ruf hat, staubtrocken zu sein und Anwälte sowieso niemand mag, ist die rechtliche Absicherung eures Unternehmens das absolute A und O bei einer Gründung. Für Gründende ist es unverzichtbar, sich mit den rechtlichen Rahmenbedingungen einer Gründung bzw. Geschäftsidee auseinanderzusetzen. Die beste Idee hilft nicht, wenn das Vorhaben rechtlich nicht umsetzbar ist, ihr eine für euch nicht passende Rechtsform gewählt habt oder ihr das rechtliche „Dürfen“ außer Acht gelassen habt. Dies betrifft auch patent- und markenrechtliche Aspekte sowie das Urheberrecht. Das fängt beim Namen an, geht beim Logo weiter und endet beim Datenschutz. Hier sollte man sich unbedingt von Fachleuten anwaltlich beraten lassen, und zwar bevor ihr euer Vorhaben publik macht. Dies betrifft natürlich auch alle Verträge, die ihr bei der Gründung mit Dritten schließt. Das ist leider unumgänglich. Wir konnten uns diesen Schritt erfreulicherweise sparen.
Die Gründerinnen
Anna Kiehl
(geb. Henkelmann)
*1996
Haan
Maike Pfeffer
*1984
Mönchengladbach
Die Idee
Welche Idee verbirgt sich hinter eurem Firmennamen?
Unser Firmenname ist ein Neologismus aus den englischen Worten „marry“ und „merry“ – heiraten und glücklich. Wir sind der Meinung, dass man seine Zeit und Energie lieber der ausführlichen Hochzeitsplanung anstatt endlosen Terminen beim Anwalt oder Notar zur Erstellung und Beurkundung eines Ehevertrages widmen sollte. Deshalb haben wir maerry entwickelt, denn die App erspart jede Menge Zeit, Stress und Nerven. Mit maerry ermöglichen wir eine sorgenfreie Heirats- oder Scheidungsplanung. Maerry ermöglicht den Beteiligten Regelungen für jede Phase des individuellen Zusammen- oder Getrenntlebens und bietet angenehme, einfache Lösungen – egal, wie brisant es zwischenmenschlich zwischen den Beteiligten gerade ist. Fokussiert euch auf eure Beziehung. Wir von maerry kümmern uns um den Rest!
Was macht eure Idee so einzigartig?
Maerry ist eine grundlegende Innovation. Zwar gibt es mittlerweile zahlreiche Vertragsgeneratoren auf dem Markt, der Großteil davon bietet aber B2B-Lösungen und richtet sich an Unternehmen.
Die Tools, die B2C-Lösungen bereithalten, setzen oft vertiefte Rechtskenntnisse voraus, über die der Laie schlichtweg nicht verfügt. Mit maerry stellen wir ein für den rechtlichen Laien geeignetes Tool bereit, für dessen Nutzung keinerlei Rechtskenntnisse erforderlich sind. Am Ende erhält die nutzende Person einen rechtssicheren familienrechtlichen Vertrag, unabhängig davon, ob ein Partnerschaftsvertrag, ein Ehevertrag oder eine Scheidungsfolgenvereinbarung geschlossen werden soll. In maerry steckt unser geballtes fachanwaltliches Familienrechts-Wissen. Damit maerry keine gesichtslose App bleibt, stehen wir den Nutzerinnen und Nutzern für jeden Schritt der Vertragserstellung mit unseren informativen Kurzvideos erklärend und anleitend zur Seite. Wer bereits über entsprechende Rechtskenntnisse verfügt, muss sich nicht langweilen, sondern überspringt einfach die Erklärvideos und geht direkt weiter zur kurzweiligen Beantwortung unseres Fragebogens, durch den man sich in nur wenigen Minuten durchklicken kann.
Für Nutzerinnen und Nutzer, die sich noch nicht ausführlich mit der Thematik beschäftigt haben, stehen wir in unseren Videos mit Rat und Tat zur Seite und erläutern sämtliche Fachbegriffe mit anschaulichen und nachvollziehbaren Beispielen, sodass keine Fragen offen bleiben. Das fühlt sich fast genauso an wie ein Gespräch mit der Fachanwältin des Vertrauens – nur halt ohne, dass man dafür vom Sofa aufstehen muss.
Warum Mönchengladbach?
Wir sehen Mönchengladbach als aufstrebenden Wirtschaftsstandort, der viel Potential und Entwicklungsspielraum für Gründende bietet. Mönchengladbach ist nicht nur Hochschulstandort, weshalb viele verschiedene Menschen hier zusammenkommen, sondern bietet auch mit den zahlreichen attraktiven Bauprojekten, wie z.B. dem neuen Empfangsgebäude des Hauptbahnhofs Rheydt oder der Seestadt einen Anreiz für viele, sich hier anzusiedeln. Mönchengladbach wächst stetig.
Außerdem schätzen wir es, dass hier viel für den Erhalt der Innenstädte getan wird und dass das kulturelle Angebot vielfältig ist. Wir identifizieren uns mit der Stadt und das sieht man auch an unserem Pitch Deck. Das Fotoshootings für unser Pitch Deck fand am Museum Abteiberg statt. Eine supercoole Location. Mönchengladbach bietet vielfältige Freizeitmöglichketen und hat architektonisch einiges zu bieten. Zusätzlich ist man immer schnell überall. In den letzten Jahren haben auch viele Großkonzerne wie Amazon, Zalando oder die SMS group das Potential der Stadt erkannt und sich hier angesiedelt. Wir hoffen natürlich, dass wir mit maerry eine ähnliche Größe erreichen. Von Mönchengladbach ins Silicon Valley ist es vielleicht gar nicht so weit, wie man zunächst annehmen könnte. Wir werden sehen…