Gründerin, Pionierin, Mönchengladbacherin: Jardena Jordan Kifle ist eine waschechte Powerfrau. Mit Wurzeln in Eritrea ist sie am Niederrhein aufgewachsen, lebte zwischenzeitlich in Düsseldorf und Hamburg und ist nun seit bereits drei Jahren in Harlem, New York (USA), aktiv. Für die neue Ausgabe der „Business in MG“ haben wir sie gesprochen.
Mit langjähriger Erfahrung in der Musikindustrie hatte sie 2016 bereits in ihrer deutschen Heimat ein Unternehmen gegründet, mit dem sie erfolgreich Marketing für Open-Air-Veranstaltungen im Mönchengladbacher Sparkassenpark gemacht hat. Nun selbstständig mit ihren begehrten KiflePods, einer Kombination aus wärmenden Ohrenschützern und stilvollen Schonern für Kopfhörer, erobert sie die New Yorker Startup-Szene.
Schnell stellt sich die Frage, wie es zu dem großen Schritt kam, in das Land der unbegrenzten Möglichkeiten auszuwandern. Für Jardena waren Hauptgründe für den Umzug vor allem persönlichen Ursprungs: Das New Yorker Stadtviertel Harlem steht fast als Synonym für die afroamerikanische Bevölkerung und deren Kultur in Amerika – und ist die Wiege des Jazz und Swing in der Musikgeschichte. Jardena: „Für mich war neu, dass ich einfach nur als Mensch gesehen werde – und nicht ständig irgendwie als Botschafter. Und das war für mich die ersten zwei Monate so neu, dass ich fast nicht wusste: wer bin ich, wenn ich nicht der Botschafter bin?“. Offenkundig ist sie eine ambitionierte, unabhängige, starke Frau mit einer klaren Vision: „Ich glaube, dass wir alle die Talente bekommen und dass sie auch dazu da sind, sie einzusetzen, um diese Welt besser zu machen für unsere Kinder, für euch, für die, die nach uns kommen. Und deswegen habe ich beschlossen, mich selbstständig zu machen, weil ich auch tatsächlich der Meinung bin, dass der Tag irgendwie anders gestaltet werden kann, als nine to five.“. Neben dem bunten und lebhaften Kulturleben in Harlem begeistert Jardena außerdem die Aufgeschlossenheit und Vielfalt des Stadtteils: „Ich stand letztes Jahr an der Ampel und da war neben mir ein Mann in Leggins, der hatte ein Tutu an. Und ich hab‘ ihn angeguckt und meinte: ja klar, warum auch nicht! (lacht)“. Ja, warum auch nicht?
Quirlige Startup-Szene
Ebenso scheint die Startup-Szene in Harlem quirlig zu sein. Jardena erzählt mit strahlenden Augen von Harlems großen Netzwerk an Gründerinnen und Gründern, lebhaftem Austausch und gegenseitiger Unterstützung in unterschiedlichsten Gründungsvorhaben. Auch das Zusammentreffen verschiedenster Nationen und Kulturen begeistert sie: „In meinem Freundes- und Bekanntenkreis hier weiß ich ehrlich gesagt gar nicht, welche Nation nicht vorhanden ist. Wenn man so aufgewachsen ist, wie ich, mit so vielen unterschiedlichen Kulturen… da treffen wir uns alle und unterstützen uns gegenseitig!“. Auch ist Jardena in bester Powerfrauen-Gesellschaft: Harlems Gründerszene sei deutlich weniger männerdominiert, so ihre Beobachtung. Eine pulsierende Energie unter den Gründerinnen und die typisch amerikanische „hands-on“-Mentalität sei ansteckend und sorge für Motivation und Durchhaltevermögen – auch in toughen Zeiten. So gäbe es nämlich auch das ein oder andere, was sie an Deutschland vermisst: „Also neben dem Brot (lacht), vermisse ich ein wenig die Zuverlässigkeit und Verbindlichkeit. Wenn ich sage, ich rufe dich an, dann rufe ich dich auch an!“.
Selbst zur Nähmaschine gegriffen
Doch wie kam Jardena denn eigentlich auf die eigene Startup-Idee, ihre KiflePods? „Mir war kalt!“, so Jardena mit einem Strahlen im Gesicht. „Es war Winter und ich hatte Ohrenwärmer, aber ich wollte auch gleichzeitig gerne Musik hören. Also ging ich auf Amazon, um mir Kopfhörschoner zu kaufen. So etwas gab es aber nicht!“. Problem erkannt, Problem gelöst: entschlossen griff Jardena daraufhin selbst zur Nähmaschine. Die Idee der KiflePods war geboren, das Unternehmen in Harlem gegründet: „Ich wollte meine eigene Firma gründen, weil ich auch zurückgeben und etwas aufbauen möchte. Ich bin hier, um Arbeitsplätze zu schaffen!“. Gerade in Zeiten der Corona-Krise ist dieser innere Antrieb entscheidend: „Die Firmen hier in New York dürfen seit Mitte März nichts mehr produzieren, was nicht essentiell für die Bevölkerung ist. Das heißt: alle Fabriken, die vorher mit Textilien gearbeitet haben, dürfen nur noch Masken, Schutzanzüge usw. produzieren. Nichts anderes.“. Statt zu resignieren, reagierte das Team von Jardena schnell auf diese Anordnung: mit ihrem Fabrikanten stiegen sie kurzerhand auf die Herstellung von Masken um – und trugen somit einen entscheidenden Teil zur Jobsicherung seiner Angestellten bei.
Auf Corona reagiert
„Wir haben mit unserem Fabrikanten gesprochen, der auch im Stillstand war, und haben gesagt: okay, wir steigen auf Masken um, wir haben ja alles hier! Somit konnte er sicherstellen, dass seine Angestellten einen Job haben und wir haben unser Portfolio erweitert.“.
Langfristig liege der Fokus jedoch auf den Kopfhörern, so Jardena. Sie blickt positiv in die Zukunft: „Ja, die Welt steht still. Jedoch ist ja nicht nur bei mir so, sondern die Welt steht still. Und es ist jetzt eine neue Welt, in der wir leben. Ich bin positiv, dass auch in diesem Chaos viel Neues und Gutes bei rauskommen wird. Wir sitzen alle im gleichen Boot!“.
Zum Auftakt der Gründerwoche 2020 wird sie am 16. November live mit uns sprechen und ihre persönlichen Erfahrungen in Amerika mit uns teilen. Liebe Jardena, wir freuen uns schon sehr auf dich!
Links:
KiflePods: https://kiflepods.myshopify.com/
Aktuelle „Business in MG“: https://www.wfmg.de/epaper/BinMG-2020-02/
Kontakt:
Janine Rader