CEO Jochen Burg spricht über ehrgeizige Ziele des Unternehmens, die ersten Erfahrungen im neuen Campus, seine Banklehre bei der Stadtsparkasse und seine Runden im Vitusbad.
Herr Burg, Sie sind nun seit einem halben Jahr CEO der SMS group – quasi zeitgleich begann die heiße Phase der Verlagerung der Konzernzentrale von Düsseldorf nach Mönchengladbach. Wie lautet Ihr persönliches Zwischenfazit seit dem 1. Oktober 2023?
Natürlich freut es mich als gebürtigen Mönchengladbacher, dass meine Heimatstadt erste Wahl für den neuen SMS-Campus war, auch wenn diese Entscheidung bereits vor einigen Jahren von meinen Vorgängern getroffen wurde. Wir haben in den vergangenen Monaten intensiv an der Fertigstellung und dem Umzug gearbeitet. Das Feedback der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ist bislang sehr gut, auch wenn noch einiges zu tun ist. Das ist wie beim privaten Hausbau: Man will vor Weihnachten einziehen und sitzt dann noch einige Wochen auf den Kisten. Ich schätze aber bereits die moderne Arbeitsumgebung und das Gemeinschaftsgefühl, das uns hier in Mönchengladbach umgibt.
Im Konzern ist vieles im Umbruch. Die Transformation zu klimaneutralen Technologien, der Umzug, der Generationswechsel an der Spitze – Sie sind 44 Jahre alt und damit deutlich jünger als Ihr Vorgänger. Wie nimmt man in derart bewegten Zeiten die Angestellten bestmöglich mit?
SMS blickt auf über 150 Jahre technologische Entwicklung in der Metallindustrie zurück. Als Familienunternehmen stehen wir für Beständigkeit, aber auch für Innovation und Pionierarbeit. SMS hat sich immer wieder neu erfunden und angepasst; das kann man übrigens sehr schön in unserer Unternehmenschronik nachlesen, die im vergangenen Jahr erschienen ist. Die Transformation zu klimaneutralen Technologien ist für uns nun eine weitere Phase in der Entwicklung des Unternehmens. Mit der Mission #turningmetalsgreen haben wir uns das ehrgeizige Ziel gesetzt, die Metall- und Stahlindustrie nachhaltiger zu gestalten. Mönchengladbach wird dadurch auch zu einem Zentrum für grüne Technologien in unserer Branche. Diese Aufgabe ist für uns alle ein großer Ansporn. Als Triathlet weiß ich, dass es trotz des individuellen Charakters des Sports ein starkes Gemeinschaftsgefühl im Team gibt. Dieses Gefühl der Zusammengehörigkeit erlebe ich jeden Tag aufs Neue bei SMS. Die Menschen sind das Herzstück unseres Erfolgs – ihre Hingabe, ihre Bereitschaft, sich neuen Herausforderungen zu stellen, und ihr Teamgeist machen den Unterschied.
Was ist aus Ihrer Sicht das Besondere am neuen SMS-Campus – architektonisch, aber auch mit Blick auf modernste Arbeitsweisen und -welten?
Architektonisch sticht der neue SMS-Campus schon hervor. Ich freue mich jeden Morgen, wenn ich die Hügelstraße hochfahre und dann das imposante Gebäude auftaucht. Wir haben viel überlegt, wie man eine inspirierende Umgebung schafft und unsere internationale Belegschaft besser vernetzen kann. Zusammenarbeit steht im Vordergrund der Architektur und Kommunikationstechnik. SMS vereint alle notwendigen Kompetenzen, die es zur Errichtung und zum Betrieb modernster Stahlwerke braucht, unter einem Dach. Dieses Leistungsbündel in individuellen Kundenlösungen zu realisieren, zeichnet uns aus. Der Campus in Mönchengladbach schafft die idealen Voraussetzungen dazu. Auch die offene Gestaltung mit viel Licht und dem Park ist sehr einladend und macht den Campus zu einem Ort, an dem ich wirklich gerne arbeite. Und schließlich ist der Campus auch das Aushängeschild von SMS, mit dem wir für deutsche und internationale Fachkräfte attraktiv sind.
Warum freuen Sie sich persönlich auf die offizielle Eröffnung im Mai?
Wir feiern die Eröffnung gemeinsam mit unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, Vertretern der Stadt, unseren Familien sowie Freunden und natürlich der Eigentümerfamilie von SMS. Das wird ein großer Moment für uns alle – nicht nur, weil damit ein langjähriger Planungs- und Bauprozess abgeschlossen wird. Für mich ist es auch ein symbolischer Schritt in die Zukunft. Und es wird eine gute Gelegenheit sein, unsere Erfolge und Fortschritte zu feiern, Danke zu sagen und die Zukunftsvision unseres Unternehmens zu präsentieren. Im Anschluss an die Eröffnung veranstalten wir ein großes Familienfest. Darauf freue ich mich besonders: mit Stolz meiner Familie zu zeigen, wo ich arbeite und was wir schaffen sowie die Familien unserer Mitarbeiter kennenzulernen und auch für ihren Rückhalt zu danken.
Dass SMS gut für Mönchengladbach ist, liegt auf der Hand – der Umzug stärkt das industrielle Rückgrat des Wirtschaftsstandorts und führt zu einem Zuzug bestens ausgebildeter Arbeitskräfte. Warum ist der Standort Mönchengladbach gleichzeitig gut für SMS?
Mönchengladbach bietet uns viele Vorteile, die Hand in Hand mit den Bedürfnissen eines global tätigen Unternehmens gehen. Wir sind ja mit der früheren SMS Meer schon seit Langem in Mönchengladbach ansässig und kennen daher die wirtschaftsfreundliche und zukunftsorientierte Ausrichtung der Stadt. Die digitale Infrastruktur ist sehr gut, genauso die Verkehrsanbindung. Und schließlich passt auch der Anspruch der Stadt zu uns, langfristig zu denken und nachhaltig zu handeln.
Als gebürtiger Mönchengladbacher, der in Korschenbroich lebt, genießen Sie einen Heimvorteil gegenüber allen Mitarbeitenden, für die die Stadt neu ist. Wie machen Sie diesen Ihre Heimatstadt schmackhaft?
Ich bin hier aufgewachsen und habe meine Banklehre bei der Stadtsparkasse Mönchengladbach gemacht. Dass ich nun zwei Jahrzehnte später wieder diese enge Verbindung zur Stadt habe, ist reiner Zufall, wenn auch ein sehr schöner. Mir liegt persönlich viel daran, den neuen Kolleginnen und Kollegen den Charme der Stadt zu vermitteln, die grüne Seite von Mönchengladbach, die großartige Sportlandschaft und die hohe Attraktivität für Familien. Ich bin überzeugt, dass jeder, der hierherkommt, schnell seinen ganz persönlichen Lieblingsort finden wird. SMS wird sich auch als Unternehmen in die lokalen Aktivitäten einbringen.
Sie haben selbst zwei Kinder. Viele Ihrer Angestellten werden künftig nicht nur nach Gladbach pendeln, sondern auch ihren Wohnort hierhin verlagern. Warum halten Sie die Stadt und ihr Umland besonders für Familien und Kinder für attraktiv?
Als Vater einer Tochter und eines Sohnes weiß ich, wie wichtig eine familienfreundliche Umgebung ist. Mönchengladbach und das Umland bieten da wirklich eine Fülle an Möglichkeiten. Das Image als „Großstadt im Grünen“ kommt ja nicht von ungefähr. Wir wohnen in direkter Nähe des Stadtwaldes und verbringen viel Zeit in der Natur – sei es bei Spaziergängen mit unserem Hund oder einer Radtour. Besonders das Vereinsleben ist großartig. Mein Sohn treibt sich auf den Fußballplätzen im Umland herum und versucht, einen Sieg mit seinem Team zu erringen, und meine Tochter hat den Fechtsport für sich entdeckt. Ich selbst drehe meine Runden im Grenzlandstadion oder TV 1848 und ziehe meine Bahnen im Vitusbad.
Welche persönlichen Empfehlungen, vielleicht sogar Geheimtipps, haben Sie in Sachen Gastronomie, Freizeitgestaltung, Kunst und Kultur?
Mönchengladbach ist voller Überraschungen. Wie schon erwähnt, dreht sich bei uns viel um den sportlichen Ausgleich zur Arbeit. Das hilft auch, unserer kulinarischen Schwäche vorzubeugen, denn wir alle schätzen ein Stück Herrentorte von Heinemann. Ich bin schon als kleiner Junge mit meiner Oma regelmäßig ins Stammhaus an der Bismarckstraße gegangen. Des Weiteren besuchen wir gerne Veranstaltungen im HockeyPark oder das Sommernachtskino im Schloss Rheydt.
Auf den Punkt gebracht: Was hat Mönchengladbach, das die Landeshauptstadt Düsseldorf nicht hat – von einem Fußball-Erstligisten einmal abgesehen?
Das ist eine politische Frage [lacht]. Die Stadt hat eine starke industrielle Basis, gepaart mit einem klaren Bekenntnis zu Technologie und Innovation. Gleichzeitig profitiert Mönchengladbach von der Nähe zu den Großstädten Köln und Düsseldorf und ihrem vielfältigen Angebot, ohne die bekannten Nachteile wie hohe Immobilienpreise.
Die Menschen haben einen guten Humor und eine „Anpack-Mentalität“, die sicherlich auch in der langjährigen handwerklichen und industriellen Tradition der Stadt verwurzelt ist. Auch sportlich muss sich Mönchengladbach nicht verstecken: Neben Borussia Mönchengladbach haben wir auch ein Profil als Hockey-Hauptstadt. Und Karneval wird nicht nur in Köln oder Düsseldorf gefeiert. Kurz gesagt: Mönchengladbach hat seinen ganz eigenen Charme und Charakter.