Bereits zum sechsten Mal hat das Institut für Handelsforschung (IFH) Köln mit Europas größter Passantenbefragung den Status quo in deutschen Innenstädten untersucht. Für Mönchengladbach ergibt die Studie „Vitale Innenstädte“ ein differenziertes Bild: Passanten vergeben zwar einerseits spürbar bessere Noten als 2022, die Innenstädte funktionieren grundsätzlich, Shopping punktet weiter als wichtigster Besuchsgrund, das Fahrrad gewinnt für den Citybesuch an Bedeutung und auch die Erreichbarkeit mit dem Auto wird positiv bewertet. Doch das Ringen um weniger Leerstand, höhere Aufenthaltsqualitäten, einen attraktiveren Nutzungsmix und mehr Sicherheit bleibt virulent. Positiv: An etlichen der Verbesserungsvorschläge wird bereits intensiv gearbeitet.

Rund 69.000 Interviews mit Passantinnen und Passanten in 107 deutschen Innenstädten, davon rund 1.000 in Gladbach und Rheydt, die an einem Donnerstag Mitte September sowie einem Samstag Anfang November 2024 geführt wurden: „Vitale Innenstädte“ liefert einmal mehr wertvolle Erkenntnisse zu Attraktivität, Angebot und Besuchsmotiven deutscher Stadtzentren. „Hierbei ist zunächst hervorzuheben, dass die Befragten deutlich bessere Schulnoten vergeben als noch 2022 – für die Gesamtstadt eine 2,6 statt einer 3,2, für Gladbach eine 2,4 statt einer 3,1 und für Rheydt eine 2,9 anstelle zuvor einer 3,4“, sagte Oberbürgermeister Felix Heinrichs bei der heutigen Pressekonferenz zur Vorstellung der Studienergebnisse im Hause der städtischen Wirtschaftsförderung (WFMG). Der bundesweite Schnitt liegt unverändert bei 2,5. „Das zeigt uns, dass unsere angestoßenen Maßnahmen zur Aufwertung und Belebung der Innenstädte zwar Früchte tragen, aber dass gleichzeitig auch noch viel zu tun bleibt.“

Zahlreiche Baumaßnahmen bereits angestoßen

Im Detail verdeutlichen die Ergebnisse der Umfrage, dass Innenstädte landauf, landab in einem tiefgreifenden Wandel begriffen sind. So bleibt Einkaufen zwar das Besuchsmotiv Nummer eins (61 % bundesweit, in Mönchengladbach sogar 69,5 %), allerdings kommt mehr als jeder Dritte mit dem Ziel des Gastronomiebesuchs (40 % bundesweit, MG 34 %) in die City. Und andere Besuchsgründe holen zunehmend auf – in Mönchengladbach gegenüber vergleichbar großen Kommunen deutlich überrepräsentiert ist etwa der „Anlass Behördengang / Arzt / Arbeit“, während andere wie „Dienstleistungsangebot“ und „Verweilen“ unterrepräsentiert sind und „Freizeit- und Kulturangebot“ sogar markant schwach abschneidet. „Hier haben wir bereits verschiedene nicht zuletzt städtebauliche Maßnahmen angestoßen und teils bereits umgesetzt, die zu nachhaltigen Verbesserungen führen“, so Heinrichs weiter. Exemplarisch nannte er die Neugestaltung von Geropark, Sonnenhausplatz, Europaplatz, Alter Markt und oberer Hindenburgstraße, die Herausnahme des Busverkehrs aus der Hindenburgstraße und die anstehende Eröffnung des Busbahnhofs ZOB, die Verlegung der Rheydter Stadtteilbibliothek ins Erdgeschoss des Karstadt-Hauses, die Förderung des dortigen Wochenmarkts, den bevorstehenden Rathaus-Neubau und den Durchstich zum Museum Abteiberg, der dieses näher an die Gladbacher Innenstadt anbinden soll.

Auf den ersten Blick widersinnig erscheint folgendes Ergebnis der Untersuchung: Zwar tragen die Noten, die die Befragten den Innenstädten von Gladbach und Rheydt geben, nun jeweils eine 2 vor dem Komma – und doch stehen die Befragten in Mönchengladbach laut der Untersuchung den beiden Innenstädten mehrheitlich kritisch gegenüber, während dies über alle untersuchten Kommunen hinweg in deutlich geringerem Maße der Fall ist. „Wir müssen festhalten, dass unsere Innenstadtbereiche offensichtlich mehr polarisieren als andere, und daraus unsere Ableitungen tätigen“, sagte Friedhelm Lange, Geschäftsführer von WFMG und MGMG (Marketing-Gesellschaft). „Es gilt etwa, diejenigen Faktoren stärker herauszufiltern, die unsere Besucher zu begeistern vermögen, sowie weitere Alleinstellungsmerkmale der Innenstädte zu identifizieren und auszubauen.“  Mit Blick auf die bundesweiten Ergebnisse konstatiert das IFH anhand der Umfrageergebnisse, dass die wichtigste Maßnahme für attraktivere Innenstädte die Vermeidung von Leerständen ist. „Hieran arbeiten wir als Wirtschaftsförderung im Verbund mit vielen anderen engagierten Akteuren über unser Leerstands- und Ansiedlungsmanagement“, so Lange. Profilstärkend werde sich außerdem der angestoßene Markenprozess der Stadt auswirken.

Verbesserung des ÖPNV-Angebots wird explizit gewünscht

Laut IFH wird ferner das Thema Infrastruktur als verbesserungswürdig eingestuft, ebenso wie die Aufwertung der Fußgängerzonen und eine grünere Gestaltung von Innenstädten. Themen rund um Verkehr polarisieren generell: mehr Pkw-Parkmöglichkeiten oder verkehrsärmere Städte, was ist Trumpf? „Für Mönchengladbach ist festzustellen, dass 26 % der Befragten mit dem Rad in die Innenstadt kommen – das sind mehr als doppelt so viel als 2022 und auch deutlich mehr als der Bundesschnitt“, sagte der zuständige WFMG-Projektmanager Michel Hontoy. Allerdings sei auch der Pkw-Anteil gestiegen – zulasten des Fußgängerverkehrs und des ÖPNVs, dessen Verbesserung sich die Mönchengladbacher übrigens überproportional wünschen. „Fazit: Es sollte weiterhin in Radwege und nachhaltige Mobilität investiert werden, um die Erreichbarkeit der Innenstadt zu verbessern, ohne dabei jedoch den Pkw-Verkehr zu beschneiden.“

Weitere zentrale lokale Erkenntnisse, die teils aufhorchen lassen: Das Einzugsgebiet der Besucher schrumpft, diese stammen immer mehr aus der eigenen Stadt. Gleichzeitig sinkt die Verweildauer von Innenstadtbesuchern, in Mönchengladbach stärker als in vergleichbar großen
Kommunen: Die Besucher kommen nicht mehr täglich, und nur noch knapp 22 % von ihnen bleiben länger als zwei Stunden. Der wachsende Onlinehandel geht zulasten der Innenstädte, auch das stärker als anderswo. „Doch auch hier haben wir Angebote, um etwa das Bewusstsein für die Bedeutung von Digitalisierung im Handel zu stärken – wie die Social-Media-Workshops für Rheydter Händler, die über das Förderprojekt Gründungsfabrik angeboten werden“, so Hontoy weiter. Und: Das Sicherheitsempfinden der hiesigen Innenstadtbesucher hat sich im Vergleich zur letzten Befragung verschlechtert. Hier setzt die Stadt – neben offensichtlichen ordnungspolitischen Ansätzen – auch auf entstehende Wechselwirkungen. Schließlich führen attraktivere Fußgängerzonen, mehr Stadtgrün sowie zusätzliche Kultur-, Freizeit- und Sportangebote in der City, wie sie von den Befragten angeregt werden, automatisch zu mehr Frequenz, längeren Verweildauern und einem angenehmeren Miteinander.

 

Ergänzendes Material:

Die ausführliche Präsentation mit den Ergebnissen und Ableitungen aus der Studie finden Sie hier zum Download.

 

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